Historisches Modell der Stadt Schwelm

Das Modell

Die Ansicht zeigt die Stadt Schwelm von Westen. Als Vorlage diente ein 1722 nach einem Stadtbrand gezeichneter Stadtplan des Landvermessers Johann Riccer. Durch das "Barmer Tor" (im Vordergrund) führte der Weg, aus dem Rheinland und dem Wuppertal kommend, zum Schwelmer Marktplatz vor der lutherischen Kirche. Von da aus verlief er durch die heutige Kirchstraße bis zum "Ostentor", weiter durch das Dorf Möllenkotten in Richtung Dortmund. Das größere rote Gebäude nahe des nördlich gelegenen "Grütertors" stellt das 1718 aus Stein gebaute erste Schwelmer Rathaus dar. Am linken Bildrand, vor der Stadtmauer, erkennt man die 1684 errichtete katholische Kirche:

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Erstellt wurde das Modell 1937 im Auftrag des Vereins für Heimatkunde Schwelm für das neu eingerichtete Heimatmuseum in der Schulstraße. Im Jahr 2007 wurde es restauriert und als Leihgabe des Museums Haus Martfeld in der Kundenhalle der Stadtsparkasse, Hauptstraße 63, aufgestellt.

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Die Stadt Schwelm im Jahr 1722

Die Stadt Schwelm war umgeben von einer Stadtmauer mit elf Rondellen und vier Stadttoren: Kölner Tor, Ostentor, Barmer Tor und Grütertor.

Drei Tore führten auf wichtige Fernverkehrsstraßen: nach Süden Richtung Köln und Frankfurt, nach Osten Richtung Hagen und Dortmund und nach Westen in Richtung Barmen und das Wuppertal und weiter in zu den niederrheinischen Verkehrsadern. Vom Umland her kommend mündeten die Handels- und Kirchwege an den Toren in die Stadt und führten weiter bis zur Kirche und dem vorgelagertenMarkt - dem Mittelpunkt der Stadt.

In Schwelm lebten 776 Einwohner. Es gab zwei Kirchen, drei Friedhöfe und einen Nachtwächter. Wohnhäuser mit zwei und drei Geschossen standen mit den Giebelseiten zur Straße. Es gab nur wenige Steinhäuser. Die meisten Häuser waren aus Fachwerk gebaut, die Dächer mit Stroh- oder Holzschindeln gedeckt. Oft war auch die Wetterseite mit Schindeln geschützt. In der Stadt gab es zahlreiche Scheunen, Stallungen und Misthaufen. Die Straßen waren eng und nicht befestigt, was besonders nach Regenfällen ein Problem wurde. In Schwelm gab es zwei Wassermühlen innerhalb und eine Windmühle außerhalb der Stadtmauer. Es gab zwei Mühlenteiche sowie drei Fontänen mit ständig fließendem Wasser und acht Brunnen mit Rollen, Ketten und Eimern.

Das erste Schwelmer Rathaus wurde 1718 an der südwestlichen Ecke des heutigen Märkischen Platzes gebaut. Es war zweigeschossig, aus Stein gebaut und als ein „schön Gebäude“ beschrieben. Außerhalb des Mauerrings gab es vor den Toren Vorstädte, darunter vor dem Grütertor eine mit 6 Häusern und der 1684 erbauten katholischen Kirche mit Friedhof, Pastorat und katholischem Schulhaus.

Die größte Vorstadt mit rund 40 Häusern dehnte sich vor dem Ostentor aus, entlang der Straße, die zum Dorf Möllenkotten führte. Darüber hinaus umgab die Stadt eine Stadtfeldmark – ein die Stadt umschließendes Gelände mit Feldern und Gärten der Bürger.

Dieses ca. 1,70 m x 1,30 m große Modell wurde auf Veranlassung von Dr. Emil Böhmer für das im Schulgebäude Schulstraße neu eingerichtete Heimatmuseum gebaut und am 6. Juni 1937 der Öffentlichkeit vorgestellt. Zuletzt stand es einige Jahre im oberen Flur der Grundschule Westfalendamm. Anfang 2007 wurde es restauriert und in der Kundenhalle der Sparkasse Schwelm aufgestellt. Es zeigt im Maßstab 1:400 die Stadt Schwelm im Jahr 1722.

Die Vorlage dazu gab ein Grundrissplan von 1722, gezeichnet von Johann Ricœr, der im Auftrag von Konrektor Peter Heinrich Holthaus 1807 nachgezeichnet wurde. Im Jahr 1722 brach im Dachgeschoss eines Hauses am Markt ein Feuer aus, das schnell um sich griff und fast alle Häuser vom Kölner Tor bis zum Grütertor vernichtete. Auf dem Plan sind die vom Feuer zerstörten Häuser farblich markiert.

(Text: Anne Peter, Oktober 2007. Vgl.: Gerd Helbeck: Schwelm – Geschichte einer Stadt und ihres Umlands, Band I, Schwelm, 1995)