Brauerei Schwelm/Bauzaun/Umfeld
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Gründung
Die Gründung der Brauerei geht auf das Jahr 1830 zurück, als der schwelmer Gastwirt Johannes Klein diesen Betrieb einrichtete. 1867 verkaufte er ihn und das angrenzende große Grundstück an Friedrich Wilhelm Heinrich Wortmann und Heinrich Kathagen. Neben dem Wohnhaus entstand ein großes Brauereigebäude aus Backstein. Das Besondere auf diesem Grundstück war ein Brunnen mit Felsenquell-Wasser. Heinrich Kathagen verkaufte seinen Anteil 1896 an Carl Bröking. Bier nach Pilsener Brauart stellte die Brauerei Schwelm ab 1897 her. Durch ein völlig neues Verfahren des Schwelmer Eisenwerks nutzte die Brauerei Schwelm ab 1904 als eine der ersten weltweit Emaillebottiche zum Brauen ihres Bieres anstelle der herkömmlichen Holzgefäße.
Die Brauerei Schwelm
Einen Blickfang in der Schwelmer Innenstadt stellt das verschieferte, klassizistische Bürgerhaus an der Untermauerstraße dar. Zuletzt diente es als Verwaltungsgebäude der ehemaligen Schwelmer Brauerei. Das ursprüngliche Gebäude stammt aus dem Jahr 1722, jedoch erhielt es sein heutiges Erscheinungsbild in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als es als Pastorat sowie als repräsentatives Wohnhaus für den Hofrat Wilhelm Rietmeister genutzt wurde 1). Die Eingangstür liegt über einer dreistufigen Sandsteintreppe und ist von weiß lackierten Pilastern, einem Oberlicht und einem vorkragenden Gesims aus Holz umrahmt.
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Brauen und Brennen
Brauen und Brennen hat in Schwelm eine lange Tradition.
Bier war seit alters her ein leicht herzustellendes und verbreitetes Alltagsgetränk. Seit dem Mittelalter brauten es die Einwohner Schwelms selbst. Ebenso erzeugten sie auch den hochprozentigen Branntwein – für den Eigenbedarf ebenso wie zum Verkauf, und dies auch nicht selten im Nebenerwerb. Gutes Wasser aus Brunnen und eine schon früh eingerichtete Wasserversorgung in der Innenstadt begünstigten die Produktion.
Seit dem 17. Jahrhundert steigerte sich der Verbrauch des Branntweins in Schwelm. Auf Hochzeiten, Taufen oder Beerdigungen – Branntwein wurde immer gereicht, oft auf Löffeln, damit der Genuss nicht zu sehr ausuferte. Auch der Magistrat hatte seinen Anteil an dem Geschäft, erzielte die Stadt doch über die Branntweinsteuer größere Einnahmen.Im April 1722 lebten in Schwelm 1.043 Einwohner, zu denen „20 Privatschank-Krüge so brauen und backen“zählten, wie Dr. Wilhelm Tobien städtischen Akten entnehmen konnte. „Die meiste Nahrung besteht in Brauen, Backen und Bewirten…“.
Als 1757 die Kornpreise derartig anstiegen und der Bevölkerung eine Hungersnot drohte, untersagte der Magistrat die Branntweinherstellung. Das Verbot betraf 23 Brenner, wurde jedoch einen Monat später wieder aufgehoben. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts, so heißt es in einem Artikel in dem Westfälischen Anzeiger von 1801, tranken die Kohlentreiber in wenigen Stunden 20 Gläser Branntwein, und auch bei „Gebehochzeiten“ fand das Getränk reißenden Absatz. 1839 zählte die Stadt etwa 3.850 Einwohner und 75 Gast- und Speisewirtschaften, in denen alkoholische Getränke ausgeschenkt wurden.
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Die Pferde - Bierfässer zur Kundschaft
„Verschwunden sind aus dem Stadtbild Schwelms nicht nur alte schöne Bauten, sondern auch die Pferde. (…) Wer erinnert sich noch an die schweren belgischen Gäule, die die Bierwagen der Brauerei Schwelm die Berge ringsherum hinaufzogen. Sie waren stets sauber gestriegelt und mit blitzenden Messingbändern und –ketten behängt. Natürlich waren sie wohlgenährt, denn sie mussten schwere Arbeit leisten. (...) Die schweren Brauereipferde brachten aber nicht nur die Bierfässer zur Kundschaft, sondern auch die Eisstangen, die ebenfalls in der Brauerei Haarmann & Kathagen fabriziert wurden. Die Kutscher trugen schwere Lederschürzen, die vor Verletzungen durch die gewichtigen Bierfässer schützten. (…) “ 2)
Das Ende von 181 Jahren Brautradition
Am 30. September 2011 stellte die Brauerei Schwelm nach 181 Jahren Brautradition den Betrieb ein. Vorausgegangen waren mehrere Eigentümerwechsel, Produktumstellungen und zuletzt 2003 eine aufwändige Investition in eine neue Abfüllanlage mit Kosten in Höhe von ca. 5 Mio. Euro. Als sich jedoch endgültig abzeichnete, dass die weitere Herstellung des Schwelmer Bieres aufgrund der enormen Konkurrenz durch weitaus größere Brauereien und dem damit verbundenen großen Preisunterschied für den Verbraucher wirtschaftlich nicht mehr tragfähig war, kam es zur endgültigen Schließung.
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Mitarbeiter, Einwohner, Gaststätteninhaber, Vereine und sicherlich auch zahlreiche auswärtige Gastronomen bedauerten diese Entwicklung, war das traditionelle Schwelmer Bier doch sowohl ein lokal als auch überregional beliebtes Produkt. Nicht nur die verschiedenen Biersorten selbst, sondern auch das stadtbildprägende Areal im Herzen der Stadt stellten und stellen bis heute ein enormes Identifikationsmerkmal für die Schwelmer Bürger dar. Mit seinen roten Ziegelmauern, dem historischen Brauhaus mit dem kupfernen Braukessel, dem weitläufigen Innenhof und dem repräsentativen Verwaltungsgebäude war und ist „Die Brauerei“ ein Symbol für Schwelm. 2012 riss man die jüngeren Gebäudeteile der Produktionsstätte ab.
Auf unzähligen Werbe-Abbildungen auf Flaschen-Etiketten, in alten Anzeigen, auf Bierdeckeln, Hauswänden und besonders in farbigen Glasbildern, eingelassen in diverse Gaststättenfenster oder sogar im Glas von Laternen war die Brauerei Schwelm präsent und den Menschen auch bildlich vor Augen. Der verbreitete Spruch „Sei nett zu Dir, trink Schwelmer Bier“ ging in den Sprachgebrauch der Bürger ein – er lebt bis heute fort, wenn Erinnerungen ausgetauscht werden.
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1) http://www.route-industriekultur.ruhr/themenrouten/09-industriekultur-an-volme-und-ennepe/brauerei-schwelm.html
2) Kleinhempel, Gerhard; Schwelm in alten Ansichten, Band 1, Zaltbommel, 1980
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Am 2. Juli 2017 startete die Aktion Verkleidung Bauzaun mit vielen Bildern und Informationen aus der Schwelmer Stadtgeschichte an der Brauereibrache, Foto: Arno Kowalewski
WP- Artikel: Bauzaun um die Brauereibrache
"Schwelm hat einen neuen Hingucker"
vom Andreas Gruber
Schwelm. Der Zaun der Brauerei-Brache in der Schulstraße wurde mit historischen Heimatmotiven verblendet.
„Kannst Du mir mal den Kabelbinder reichen?“, „Fangt Ihr doch schon mal mit der nächsten Plane an.“ Hand in Hand ging es am Sonntagmorgen ab 10 Uhr auf der Schulstraße zu. Rund 50 Freiwillige waren gekommen, um mitanzupacken, den 60 Meter langen Bauzaun an der Brauereibrache mit Schwelmer Heimatmotiven zu verkleiden. Keine 30 Minuten dauerte es, und der unschöne Anblick hatte sich in einen wahren Hingucker verwandelt....
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Foto: Arno Kowalewski
Das alte Sparkassengebäude
Gründung
Die Städtische Sparkasse zu Schwelm nahm am 5. Oktober 1846 ihre Geschäftstätigkeit auf. Vorausgegangen war ein längerer Gründungsprozess, der ab 1845 konkret ausgearbeitet wurde. Johann Daniel Bever, Kaufmann, Mitinhaber der Firma Bever & Klophaus und Ratsmitglied, wurde von der Stadt zum Leiter der Schwelmer Sparkassenkommission ernannt. Er gehörte zu den ersten drei Sparkassenadministratoren (Vorständen) und übte dieses Amt bis 1853 aus. Erster Rendant (Kassierer, Kassenvorsteher) wurde Stadtsekretär Wilhelm Stroomann, der auch die Stadtkasse verwaltete.
Geschäftsräume
Mit der Gründung der Sparkasse standen dem Rendanten und der Kundschaft noch keine eigenständigen Geschäftsräume zur Verfügung. Vielmehr befand sich der Kassenraum in Stroomanns Privaträumen. Nachdem dieser 1882 in den Ruhestand trat, verlegte man 1883 den Dienstraum der Sparkasse in das Rathaus, das sich zu dieser Zeit in der Neustraße 15/16 befand. 1888 zog das Rathaus in das Gebäude einer ehemaligen Brauerei und Brennerei an der Ostenstraße 88, Ecke Drosselstraße (heute Neubau, Hauptstraße 84) um, und damit auch die Geschäftsräume der Sparkasse, die dort ein für den Umfang ihres Geschäftsbetriebes geräumiges Kassenlokal erhielt.
Das erste eigene Sparkassengebäude
Mit wachsender Einwohnerzahl Schwelms und neuen Formen des Geldverkehrs stiegen die Umsätze und Aufgaben der Sparkasse weiterhin, so dass der Raum im Rathaus bald nicht mehr ausreichte. Sechs Mitarbeiter waren für die Aufgaben der Sparkasse beschäftigt. Daher entschieden die städtischen Behörden im Dezember 1912, dem Antrag der Sparkassenverwaltung und dem Beispiel zahlreicher anderer Städte zu folgen und den Bau eines ersten eigenständigen Sparkassengebäudes zu bewilligen.
Die Planungen und die Bauausführung für das erste Sparkassengebäude übernahm Stadtbaurat Ferdinand Bußmann. Schon 1912 entstand das Schwelmer Gymnasiums an der Präsidentenstraße unter seiner Leitung. Für die Sparkasse entwarf er ein repräsentatives Gebäude, das mit architektonischen Formen der deutschen Renaissance ausgestattet war.
Zunächst mussten für den Neubau das frühere Königliche Land- und Stadtgerichtsgebäude von 1838 auf dem Grundstück sowie weitere Häuser abgerissen werden. Dadurch entstanden ein Durchbruch von der Neustraße zur Untermauerstraße und eine acht Meter breite Straße. Der Baubeginn erfolgte im Jahr 1913, und am 29. Juni 1914 wurde das Gebäude der Städtischen Sparkasse zu Schwelm seiner Bestimmung übergeben. Es zählte nach Fertigstellung zu den schönsten Häusern der Stadt.
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Bild anklicken: Die heutige Hauptstraße, ca. 1936 (Ausschnitt aus einer Postkarte). Zu sehen ist links im Bild der „Märkische Hof“ und in der Bildmitte die Giebelfassade des alten Sparkassengebäudes.
Fassaden
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Bilder anklicken:
An den Fassaden zur Schul- und zur Untermauerstraße erkennt man auch noch heute das schmucke Baudekor: Das Gewände des Portals an der Schulstraße mit seinen Renaissance-Motiven, die Balkonbrüstung und der Erker im 2. Obergeschoss. Ein in Stein gehauenes Stadtwappen ziert die Fassadenseite zur Untermauerstraße unterhalb des Erkers.
Reliefs an der Außenfassade stellen die heimischen Gewerbe Ackerbau und Bergbau, Eisenindustrie und Schmiedekunst sowie die Tugend der Sparsamkeit dar. Ursprünglich war die Dachzone des Gebäudes mit zwei sehr hochgezogenen Spitzgiebeln ausgestattet. Bei dem Bombenangriff im März 1945 wurde die gesamte Dachzone zerstört, die nach dem Krieg in einer anderen Form wieder aufgebaut wurde.
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Bild links:
Auf der gegenüberliegenden Seite der Sparkasse an der Untermauerstraße und gegenüber des heutigen ehemaligen Brauereigeländes an der Schulstraße befand sich seit 1937 die Allgemeine Ortskrankenkasse.
Bild rechts:
1957 erhielt das Gebäude einen Erweiterungsbau für eine neue Kassenhalle. 1977 bezog die Sparkasse einen größeren Neubau etwas weiter östlich an der Hauptstraße 63.
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